04. Resilienz: Krisen meistern und Kraft schöpfen

Shownotes

In dieser Folge unseres Podcasts dreht sich alles um Resilienz – die Fähigkeit, nach Stress und Anspannung wieder ins seelische Gleichgewicht zu finden. Angesichts der vielen kleinen Herausforderungen im täglichen Leben, fragen wir: Wie behält man Leichtigkeit und Optimismus? Unsere Gäste, die Autorin Mariana Leky und Schwester Ursula Hertewich, sprechen mit Moderatorin Maja Ellmenreich über die Belastungen und den Kummer des Lebens. Gemeinsam geben sie wertvolle Tipps, wie man klug mit Stress umgehen und vorbeugen kann, damit er uns nicht erschöpft.

Moderation: Maja Ellmenreich Redaktion und Konzeption: Paula Oster und Maja Ellmenreich Musik, Trailer & Postproduktion: Andi Otto Technik: Jan-Felix Klein

Inhaltliche Impulse und Unterstützung: Sr. Josefa Thusbaß, Ulrike Rose, Manuela Kalsky, Paul Wennekes, Sr. Katharina Hemmers, Sr. Dagmar Fasel, Sr. Raphaela Jörger, Sr. Francesca Hannen, Sr. Emma Chinyama, Sr. Kathrin Schäfer, Sr. Ursula Hertewich, Sr. Hannah Rita Laue

Fragen und Anregungen gerne an: podcast@dominikanerinnen.net

Unterstützen und Spenden: Missionsdominikanerinnen, IBAN: DE48 7035 1030 0000 1044 30, BIC: BYLADEM1WHM, Sparkasse Oberland, Stichwort "Podcast".

Mariana Leky: Kummer aller Art Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann

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Und einsetzen! Also ich merke wirklich auch kämpfen. Also es geht um unser Leben, um nichts weniger und ich merke wirklich, mir tut es gut. Also zum Beispiel ich nutze auch Social Media oder sowas, mich dann wirklich mit allen Kräften einzusetzen, den Mund aufzumachen, auch mal andere Impulse in diese Welt hineinzusenden, die Hoffnung wach zu halten und dafür brauchen wir auch die anderen, glaube ich. Also Stichwort Klimakrise, ich merke das bei uns ein ganz ganz ganz großes Thema im Kloster und wir setzen uns mit aller Kraft auch ein, da Multiplikatoren zu sein und die Leute zu animieren, auch selber zu gucken, was kann ich tun und wir haben irgendwann mal alle gemerkt, wie gut es uns tut, unsere Ängste einfach mal zu teilen. Wir haben alle wahnsinnig Angst vor dem, was da kommt und das ist furchteinflößend und manchmal alleine darüber reden zu können und zu merken, ich bin nicht allein.: Da gibt es andere, die brennen genauso und die gehen auch auf die Straße und die riskieren ihren Ruf dafür und geben ihren Beruf auf. Das ist für mich so stark und auch mit diesen Menschen dann Netzwerke zu bilden. Also ich finde es immer so interessant, so wie ich sage es mal, die Rechten, die rotten sich weltweit ganz schnell zusammen und wann rotten sich denn mal die Menschen guten Willens zusammen. Die Ideen haben, die sprühen, die leidenschaftlich sind, die sich fürs Leben einsetzen. Also wir müssen auch mal Netzwerken. Und da sind wir zum Beispiel sehr aktiv, dass wir wirklich versuchen, einander zu finden und einander zu stärken. Frau Leky, das Wort Angst, das Schwester Ursula gerade benutzt hat, das taucht in ihren Büchern. Ich weiß gar nicht, ob wortwörtlich immer wieder auf. Aber ich habe das Gefühl, das Phänomen der Angst, das kommt immer wieder auf und dass der Stress womöglich in vielerlei Hinsicht eigentlich eine Angst ist. Und ich habe noch mal eine Geschichte vor kurzem von Ihnen gelesen, da gibt es eine Krankenschwester, die die Angst eigentlich als Lügnerin enttarnt. Jetzt gibt es natürlich handfeste Ängste, von denen jetzt auch Schwester Ursula gesprochen hat, aber ist die Angst ganz häufig unser großer Feind? Ist das unser Stressor Nummer 1? Nee, das würde ich so nicht sagen. Das ist tatsächlich so, dass die Schwester Gertrud ist es in der Geschichte. Aber es ist keine Nonne, ne? Das ist eine Krankenschwester, oder? Mit kurzen Pinken Haaren. Genau, genau, mit Pinken Haaren. Genau, und die sagt irgendwie, der Patient hat so unwahrscheinliche Angst, dass er irgendwas Schreckliches hat, weil er sich nicht mehr bewegen kann. Und dann fragt er, was habe ich denn, was glauben Sie denn, was ich habe? Und dann sagt sie, Das weiß ich nicht, ich hab ja nicht Medizin studiert, aber ihre Angst hat auch nicht Medizin studiert. Und das ist der für diese Figur gute Satz, den sie sagt, weil ihm dann klar wird, meine Angst wedelt die ganze Zeit mit falschen Diplomzeugnissen und tut immer so, als wüsste sie alles. Dabei weiß sie eigentlich womöglich gar nicht viel und ist nur ein Aufschneider. Auch das Stichwort, was ich vorhin sagte, man soll nicht alles glauben, was man denkt. Also Angst ist ja auch oft was sehr Gedankliches und da sollte man tunlichst auch nicht alles glauben, was man da so denkt. Ich glaube aber auch, ich glaube nicht, dass man lange gut fährt, wenn man ein Gefühl, das man hat als Feind bezeichnet. Ich glaube, das führt zu nichts Gutem bzw. dann bleibt man irgendwie stehen. Ich habe mal irgendwo gelesen, nee, das war eher so ein Karton, da hielt jemand, warf jemand was nach hinten und drunter stand „Wenn man etwas loswerden will, muss man sich immer wieder umdrehen und gucken, ob es noch da ist.“ Also wenn ich meine Angst loswerden will, wird sie womöglich zum Zentrum meines Lebens, weil ich mich immer wieder umdrehen muss und nach ihr sehe, quasi. Abgesehen davon, dass es mir unmöglich erscheint, zu sagen, ich will meine Angst loswerden, denn sie ist mein Feind. Ich denke Angst, also da muss man wahrscheinlich eh einen versierten Psychologen fragen, aber ich könnte mir vorstellen, Angst ist immer, ja, ist immer ein Hinweis auf etwas, wo nach man eine große Sehnsucht hat und die Angst ist wenig charmant und wenig anheimelnd und Sie hat keine guten Ausdrucksformen, aber sie versucht einen womöglich genau auf diese Sehnsucht hinzustoßen. Vielleicht unterstelle ich ihr da auch zu viel Gutes. Aber das würde ich eher sagen, als dass die Angst der Feind ist. Also man muss die Angst umkrempeln, um sozusagen das gute Gesicht zu sehen oder das Hilfreiche zu sehen? Ja beziehungsweise, also sie gibt sich ja nicht besonders hilfreich, sondern sie ist ja eigentlich eine große Verhinderin. Sie will ja auf einen aufpassen und sagt dann, nein, das tu mal bloß nicht, das wird schlecht enden. Ich könnte mir vorstellen, dass es vielleicht besser wäre, sich mal mit jemandem im Beisein vielleicht von jemand anderem mal hinzusetzen und die Angst anzusprechen und sagen, was willst du eigentlich? Warum machst du das immer? Das ist ja vielleicht auch eine Art von Seelsorge, ich weiß es nicht. Ja, und Søren Kierkegert hat ja mal ganz toll gesagt, dass „die Angst ist der Flügel schlag der Freiheit“. Also wer nie Angst gehabt hat, vermutet er hat nie richtig gelebt. Also Angst kann ja auch total cool sein, ich mein, wenn ich einen großen Schritt vor mir habe und habe keine Angst, dann bin ich ja irgendwie auch nicht von dieser Welt. Und wenn ich nicht um etwas Angst habe, dann zum Beispiel ich habe Angst um die, die ich liebe. Also , dann ist mir was unendlich wertvoll, dann denk ich immer wieso darf ich oder verbiete ich mir da Angst zu haben, Bevor es gleich weitergeht, kurz ein paar Hinweise. Wenn euch unser Podcast gefällt, gerne weitersagen und abonnieren. Wir freuen uns über Sternchen und Kommentare. Und vielleicht auch mal auf Instagram schauen. Unter Dominikanerinnen_heute gibt es Hintergrund -Infos und Einblicke in das Leben der Ordensfrauen. Und wenn ihr mögt, schreibt uns. Jetzt haben wir uns schon mehrfach eigentlich mit der Introspektion beschäftigt. Ich gucke mir meine Ängste an, ob ich es jetzt sozusagen mit mir im Rückzug, wie Sie es vorhin beschrieben haben, Schwester Ursula mache, oder ob ich mit jemandem drüber rede, führt mich zu der Frage, wie ernst man sich eigentlich selber nehmen soll. Also, wie viel Recht habe ich, die ich, jetzt spreche ich mal aus meiner Situation, der ein Dach über dem Kopf hat, die regelmäßige Mahlzeiten hat ärztlich gut versorgt ist in einer Demokratie, wie viel darf ich überhaupt meckern und klagen? Also wie sehr soll ich mich eigentlich damit beschäftigen, was mir so auf der Seele drückt? Oder müsste ich eigentlich immer sagen, es gibt so viele andere Menschen auf der Welt, denen es viel, viel schlechter geht. Also ich würde mal sagen, 80 % meiner Gespräche beginnen mit dem Satz "Eigentlich geht's mir ja gut". So entschuldige, Entschuldigung, dass ich jetzt gerade Ihre Zeit in Anspruch nehme, wo ich jetzt gerade nicht mein Haus brennt, mein Mann mich verlassen hat, ich eine unheilbare Krankheit habe. Ich werde da inzwischen echt wahnsinnig, weil hinter dem „eigentlich geht's mir gut“, stehen oft unglaublich traurige Geschichten. Lebensthemen, die bearbeitet werden wollen, da entwickeln sich manchmal Gespräche und ich verwende das Wort nicht oft, aber ich hasse diesen Satz. Eigentlich geht's mir gut und anderen geht's ja viel schlechter, das dient überhaupt nicht. Also ich bin der Meinung, man sollte sich 100 % ernst nehmen. In dem Moment, wo ich für mich Sorge trage, wo ich gucke, dass ich im Element bin, wo ich mich den Themen widme, die drücken, wenn mein Schuh drückt, dann drückt er und das ist mir völlig egal, dass andere noch viel mehr Plasen haben. Also wenn ich mich da nicht meinen Füßen widme, wird es immer schlimmer und dann verliere ich auch meinen guten Stand und es gibt ja immer schlimmere Themen. Das macht mich so müde immer dann das eigene zu relativieren. Und das hilft auch den Leuten nicht, denen es schlimmer geht. Es hilft mir aber auch nicht. Im Gegenteil, ich merke immer, je mehr ich mich ernst nehme und mich dem auch widme und die Themen auch anschaue, umso besser kann ich auch für andere da sein. Umso besser bin ich in der Welt unterwegs. Und daher plädiere ich dafür, das 100% ernst zu nehmen. Und wir sind ja meistens sowieso nicht die großen Jammerlappen, sondern alle haben es ja am liebsten, wenn es ihnen gut geht. Und ab wann darf ich denn dann anfangen zu meckern? Also, ab wann darf ich denn da irgendwie mal traurig sein? Und das sind für mich so Katastropheneinstellungen, die dann wirklich nachher auch großes Leid verursachen, wenn ich mich jahrelang nicht mehr mir selbst widme, weil alles andere ja schlimmer ist. Ich finde, das führt auch, – ich hätte es alles ganz genau so gesagt, wie Sie. – Also es führt zu absolut gar nichts Gutem zu sagen „eigentlich geht es mir ja gut“ und deswegen darf ich nicht – lustig, dann wird das gleich Jammern genannt oder Meckern oder Klagen. Man wertet sozusagen den eigenen Schmerz oder den eigenen Kummer irgendwie sofort ab und es führt auch deswegen zu nichts Gutem, das so zu relativieren, weil einen das wieder in so eine Einsamkeitsecke stößt, also so dieses ich bin ja, ich habe da ja gar keinen Recht und allen anderen geht es viel schlimmer. Es wird also alles wieder runtergeschluckt und man kümmert sich also nicht um seine eigenen Belange. Und das führt auch dazu, dass man nicht einsetzbar ist. Es geht einem dann noch schlechter und man kann nichts mehr tun für die Welt, sage ich jetzt in Anführungsstrichen. Ich habe einen Freund, der lebt als Buddhist in den USA, vor paar Jahren habe ich zu ihm gesagt, sag mal, wie kommst du eigentlich damit klar, dass die Menschen im Einzelnen so liebenswert sind und man so gerne ein Mensch ist, aber als Gattung ist es ganz furchtbar, als Gattung macht der Mensch alles kaputt und nieder. Und wie kommt man denn damit klar, dass man Teil dieser desaströsen Menschheit ist? Ich habe ein bisschen aufgetrieben, wie Sie gerade merken. Und da sagte er zu mir, „das Einzige, was man machen kann, ist "shine your corner of the world". Also beleuchte den kleinen Teil der Welt,“ in dem du was machen kannst. Und das ist eine gute Antwort. Das heißt natürlich nicht, guck nicht über den Tellerrand hinaus. Aber wir wissen, wie er es gemeint hat. Und das ist nicht möglich, wenn es mir schlecht geht und ich zu Hause sitze und denke, naja, aber ich sag mal lieber nix, weil allen anderen geht's ja so viel schlechter und ich mit meinem lächerlichen kleinen Liebeskummer hier. Ist keinem mit geholfen, würde ich sagen. Also es gibt keine Hierarchie des Leidens? Also Selbstverständlich gibt es Leiden, von denen ich absolut nicht die geringste Ahnung habe, allein schon, weil ich zufällig im Prenzlauberg in Berlin wohne und nicht anders, wo Krieg ist. Natürlich gibt es diese Hierarchie, aber trotzdem sind sozusagen die hiesigen Leiden. wenn es geht, ist es bestimmt besser, sich mit denen auseinanderzusetzen. Genau, und ich finde auch eben, dass das eben nicht blind macht für das fremde Leid, ganz im Gegenteil. Es macht aufmerksam, weil ich berührbar bin, weil ich im Element bin und das ist es nämlich. Das heißt dann nicht dass ich dauernd um mich kreise, wenn ich bei mir bleibe. Genau, das ist ja nochmal eine andere Nummer. Ein guter Freund von mir sagt immer „unter jedem Dach ein Ach“ Und ich finde, auf der einen Seite könnte man daraus hören, stell dich nicht so an, andere haben auch Probleme. Aber ich finde den eigentlich sehr tröstlich, diesen Satz, weil er sagt, es ist eigentlich ganz menschlich zu hadern. Wie wirkt dieser Satz auf Sie, Frau Leky, unter jedem Dach ein Ach? Ich finde den auch total verbindend und tröstlich. Es ist halt unter jedem Dach, deshalb auch unter meinem. Und Trost ist ja ein großes Thema in ihren Büchern habe ich den Eindruck. Zumindest als Leserin nehme ich großen Trost aus den sehr menschlichen Figuren, die sie mit viel Zuneigung beschreiben, Entlastung und Trost eigentlich. Das nehme ich immer mit. Ist das eine Reaktion, die sie nicht zum ersten Mal bekommen, weil sie gerade lächeln? Ja, ich freue mich da immer sehr, das zu hören. Ich freue mich darüber immer sehr. Ist das auch ein Ziel? Nee, das ist das Lustige. das ist gar nicht mein Ziel. Und ich könnte mir vorstellen, wenn ich mich hinsetzen würde und sagen würde „so, als nächstes schreibe ich jetzt ein tröstliches Buch“, dann würde das ganz anders dabei raus. Ja, irgendwie so ein balsamischer Quatsch würde dann wahrscheinlich entstehen. Ja, das geht schief. Genau, genau. Das Ziel ist im Weg sozusagen. Nee, das habe ich mir noch nicht vorgenommen. Ich glaube, sonst würde das auch nichts. Das ist sozusagen die beste unbeabsichtigte Nebenwirkung, die es haben kann. Ja, genau. Ganz genau. Ich finde das gerade so interessant, weil ich in unseren Seelsorgegesprächen das, was ich ganz am Anfang irgendwie gelernt habe, ist, ich möchte den Leuten gar nicht helfen. Das ist vielleicht ein bisschen ähnlich. Also, wenn ich Seelsorgerin bin, weil ich den Leuten helfen will, da werde ich spätestens nach dem dritten Gespräch wahnsinnig, weil ich sofort merke, ich kann gar nicht helfen. Und sich davon mal frei zu machen, irgendwas zu bezwecken, das finde ich immer total schön. Die Gespräche helfen natürlich, aber wenn ich das will, geht das schief, garantiert. Nicht immer was zu bezwecken, reduziert dann auch wieder den Stress. Ganz genau. Und dann schreibt man schöne Bücher und führt gute Gespräche. Also sozusagen, wenn man den Imperativ aus dem Wortschatz streicht. Ja, der ist immer da, aber generell also vielleicht die Vorsätze. Weil wir es vorhin schon von der Sprache hatten, also besonderer Abneigung habe ich persönlich gegen eben diese gut gemeinten Imperative und vielleicht kommen wir so wieder zur Resilienz zurück, „nimm Dir das nicht so zu Herzen“, „leg Dir mal ein dickeres Fell“ zu oder was ich ganz besonders schlimm finde, „stell dich nicht so an“. Das ist, glaube ich, auch ein Satz, den viele so als Glaubenssätze mitbekommen und sie beide, wenn ich sie richtig verstehe, plädieren dafür, sich durchaus immer mal anzustellen und das mit dem dickeren Fell vielleicht eher zulassen? Also es gibt gute Freunde, die mir schon mal sagen können, stell ich nicht so an. Das tut mir auch manchmal gut. Ich finde, wenn die Beziehung stimmt, dann darf das auch mal sein, aber nicht immer. Und also ich finde, wenn das so tief im Herzen sitzt, dieses stell ich nicht so an, dann ist es vernichtend. Da muss wirklich eine sehr gute Beziehung da sein, dann tut es vielleicht auch mal gut. So, jetzt ist aber auch mal gut, jetzt wird auch mal wieder weitergelebt. Also auch das ist zur rechten Zeit okay, aber das ist natürlich so, dass das so häufig dann auch in den Herzen so verwurzelt ist, dass es dann wirklich eine Katastrophe ist. Das also insofern mit Vorsicht zu genießen. Die Dosis macht das Gift. Genau, und es kommt darauf an, wer es zu welchem Zeitpunkt sagt, oder? Also wenn mein Vater das regelmäßig zu mir als kleines Mädchen gesagt hätte, hätte das eine ganz andere Auswirkung gehabt, als wenn jetzt vollkommen zu Recht mir ab und zu Freunde sagen, also bitte, jetzt hab dich mal nicht so, jetzt ist das mal ein Umzug und da kommst du schon gut durch, während ich da sitze und denke, ich kann das nicht und alles ist so furchtbar. Ne dann ist es gut, wenn jemand mal sagt, jetzt aber mal hier! Mach mal mal halb lang. Das ist eigentlich schon der Anfang dessen, was ich jetzt ansprechen wollte, nämlich wie kann man sich denn Resilienz sozusagen verschaffen? Was kann man sich Gutes tun? Das Wort Selbstfürsorge ist ja irgendwie in aller Munde. Wir haben die Frage in einer anderen Podcast -Ausgabe, Schwester Klarissa Watermann und dem Mediziner Gerhard Trabert mal gestellt. Gerhard Trabert kümmert sich um Wohnungslose unter anderem in Mainz, Schwester Klarissa Watermann war lange Zeit in der Bahnhofsmission tätig und betreut heute in Hamburg in Klaras Küche Menschen, die sich nicht selbst mit Lebensmitteln versorgen können. Und die haben beide mit etwas anderen Worten, um nochmal den Titel unseres Podcasts aufzuhören, mit etwas anderen Worten eigentlich das Gleiche gesagt, nämlich, dass sie in die Natur gehen. Schwester Klarissa sagte Fahrrad fahren und die Natur wahrnehmen und Gerhard Trabert sagte, er jogge durch die Weinberge und wenn er die Vögel wieder zwitschern höre, dann sei er eigentlich auf einem guten Weg. Die Natur. Ist das ein großer Resilienzbooster, ein Widerstandslieferant eine Tankstelle? Frau Leke? Ja, bestimmt. Das war es für mich als Kind viel, glaube ich. Und jetzt muss ich aber sagen, das klingt vielleicht auch so ein bisschen katastrophisierend jetzt womöglich. Aber es ist leider bei mir so, früher bin ich in ein Wald gegangen und es ging mir gut und ich habe mich so, ja, wie man so etwas leppisch sagt oder unzureichend sagt, so verbunden gefühlt einfach. Und jetzt ist es so, ich gehe durch den Wald und sehe so viele kranke Bäume. Es alarmiert mich dann noch mal. Ich kann dann schwer absehen von dem, was geschieht. Also ich mühe mich darum, aber es fällt mir so etwas schwer. Mittlerweile sehe ich immer mehr, was alles schadhaft geworden ist. Sie fragten, wie man Resilienz bekommen oder wie man die herstellen könnte. Ich habe davon überhaupt keine Ahnung. Ich stelle nur fest, es gibt ja dieses sehr schöne Wort "Bewältigungserlebnis", dass wenn man sozusagen sich merken kann, dass man etwas geschafft hat, dass die Chancen gut stehen, dass es beim nächsten Mal wieder klappen könnte. Also sozusagen durch den eigenen Mut etwas zu tun oder auch nicht zu tun, man sich selber sozusagen die Resilienz so ein bisschen zu sich ranzieht oder so. Ich weiß nicht, ob das wirklich das richtige Wort ist, Resilienz, wovon ich jetzt spreche, aber ja. Ich kann es beides bestätigen. Also sowohl was die Natur angeht, ich glaube in unserer Gegend, wir sind vom Klimawandel in Deutschland betroffen wie kaum eine andere und bei uns ist in den letzten Jahren der halbe Wald tatsächlich gestorben. Es gibt keine Nadelbäume mehr, weil die Dürre so groß war. Also ich gehe immer noch sehr gern in den Wald. Wir haben einen wunderschönen Garten. Es ist für mich tatsächlich auch eine Quelle der Entspannung, aber nicht mehr nur. Es ist nicht mehr unbelastet. Mir hilft tatsächlich die Stille wahnsinnig viel, vor allen Dingen mich mal auszuhalten. Und ich glaube, dass genau, was Sie eben auch sagten, dieses "Ich lebe gefährlich, also ich riskiere etwas, ich riskiere mich. Ich lebe hingebungsvoll“, das glaube ich schon, mache wenig halbe Sachen und merke, dass mir genau dieser Erfahrungsschatz hilft, zu sagen, okay, wir können viel mehr als wir meinen. Also und was mir tatsächlich auch sehr viel hilft, sind die Gespräche mit so vielen Menschen, die an Nullpunkten zu mir kommen, wo es immer wieder Wendepunkte gibt, mit denen sie niemals gerechnet haben. Das Schöne ist, ich darf manche Leute über Jahre begleiten, sogar nicht weniger und dann. die an dem Punkt zu erleben, wo gar nichts mehr geht und plötzlich dann Geschichten zu hören wollen, ach nee, krass. Und es gibt den schönen Satz, man muss immer mit allem rechnen, auch mit dem Schönsten. Das erlebe ich wirklich oft und das macht mich dann wieder erstens demütig. Und zweitens, ich bin hier nicht die große Macherin. Es gibt noch den Chef da oben, der auch ganz schön viel regelt, auch wenn ich das nicht alles einfach delegieren will, was wir als Lebensaufgaben haben. Aber ich merke, dass das Gesamte mir hilft, Stand zu halten, nicht hoffnungslos zu werden und eine gute Lebenskultur zu pflegen. Mehr kann ich auch nicht tun. Also Verantwortung übernehmen, aber nicht alle Verantwortung auf den eigenen Schultern zu spüren. Auch wissen, Wer ich bin und wer Gott ist, also so, ich kann jetzt eben leider nicht die Welt retten, auch wenn ich es manchmal gerne würde, auch mir mal klar zu machen, es gibt ganz klar menschliche Grenzen, dann gibt es diesen wunderschönen Psalmvers, „er verschafft deinen Grenzen Frieden und sättigt dich mit bestem Weizen“, ich mag den so gern, also so innerhalb meiner persönlichen Grenzen dann auch in den Frieden reinzukommen und das merke ich, das bringt Frucht. Ja und eben auch die eigenen, mit den eigenen Grenzen in Frieden sein, aber auch, ja oder das ist vielleicht sogar das Gleiche seine eigenen Unzulänglichkeiten nicht immer so verurteilen. Genau. Die sind wichtig. Also ich finde das bei den Heiligen so wichtig. Die haben genau die gelebt. Die Unzulänglichkeiten. Und das war für die Welt sehr wichtig. Ja, genau das. Also der Fokus auf das, was gut ist, das, was man kann. Und vielleicht im anderen Bereich nicht so nah permanent ranzoomen. Ich habe letztens noch mal, ich weiß gar nicht, ob das passt, aber vielleicht passt es auch doch. Ich habe nochmal das Märchen von den sechs Schwänen, von den Brüdern Grimm gelesen. Das natürlich wie alle Grimm -Märchen wahnsinnig blutrünstig und brutal ist. Und es hört auf damit, dass die Brüder sind alle in Raben verwandelt, alle sechs. Und sie muss sechs Jahre lang nichts tun, außer Hemdchen nähen und in einem bestimmten Moment diese Hemdchen in die Luft zu werfen, dann sind die Brüder erlöst und kommen als Menschen zurück auf die Erde. Und jetzt ist sie aber ein bisschen knapp dran und die Zeit ist rum und die Schwäne fliegen über sie hinweg, die verzauberten Brüder. Und sie wirft die Hemdchen hoch und ein Hemdchen ist noch nicht fertig und ein Ärmel ist noch nicht fertig und deswegen hat der Bruder, der lebende Mensch-Bruder, der er jetzt wieder ist, fortan statt eines Abends einen Schwanenflügel. Und das finde ich ein, das Imperfekte, wenn ich das so balsamisch sagen darf, das macht uns ja erst kenntlich. Also das zeigt, wo wir vorher waren. Vielleicht, also in diesem Fall war jemand vorher ein Schwan. Wie schön, dass wir es alle sehen können. Also das ist ja viel interessanter als dieses ewige, glatte, an mir ist alles tadellos. - Wie langweilig. Bringt mich zu dem Wort "Gelassenheit". Wir drei sind ungefähr, wenn ich das sagen darf, gleich alt. Wie auf einer Perlenkette sind hier Jahrgang 1973, 74 und 75 vertreten. Also wir sind alle so um die 50. Wie geht Ihnen beiden das? Spüren Sie, das Weisheit und Gelassenheit einsetzen? Also damit eine größere Entspanntheit vielleicht in Herausforderung und eben auch dem nicht ganz so Perfekten des Lebens zu begegnen? Nicht fernab von Gelassenheit, aber dass das jetzt mehr Gelassenheit geworden ist als mit 30, da möchte ich mich leider beklagen. Das hat bislang noch nicht eingesetzt. Dabei wird einem das in Aussicht gestellt. Es wird einem – ja, aber wenn sie, was ich eingangs erzählte von meiner Großmutter, ich weiß nicht, ich hab mich mittlerweile auch so ein bisschen verabschiedet von dem Gedanken, dass man immer gelassener und Altersweisheit, also vielleicht merkt man das selber auch nicht so sehr und ich hab die Hoffnung, dass dann irgendwann mal jemand zu mir sagt, ach guck mal, du bist im Alter aber klug geworden und ich hab's nur selber nicht gemerkt. Ich fühle mich jedenfalls nicht weiser als vorher. Okay, und ich möchte jetzt sagen, aber das finde ich genau, ist eigentlich Gelassenheit auf einer Meta -Ebene. Sie haben sich davon verabschiedet, dieses Ziel zu verfolgen. Das finde ich einen kleinen Hoffnungsschimmer. Wie gehts Ihnen, Schwester Ursula? Ich erlebe mich überhaupt nicht als gelassener. Also in Kleinigkeiten sehr wohl. Oder gelassener in der Annahme meiner eigenen Grenzen. Auf jeden Fall, wo ich jetzt 30 Jahre versucht habe, was zu verändern. Und wenn es nach 30 Jahren nicht geht, dann kann man sagen, okay, freunde Dich bitte mal mit an, gehört zu dir, also da auf jeden Fall mehr Gelassenheit, aber was das Leben angeht, erlebe ich mich eigentlich als viel leidenschaftlicher als vor 20 Jahren. Also zum Beispiel, also es ist wirklich so, ich habe immer schon gerne gelebt und ich merke aber auch meine Leidenschaft für das Leben nimmt eher zu und da bin ich überhaupt nicht gelassen. Gelassenheit im Sinne von fatalistisch, finde ich auch ganz schrecklich. Weise, Ich hoffe, dass das auch die Weisheit zunimmt, aber ich würde mich hüten, das jetzt von mir selber zu sagen, „boah ich bin jetzt hier mega weise geworden“, aber auf jeden Fall erfahrungsreich inzwischen und das macht mir auch Freude. Also ich genieße gerade mein jetziges Alter. Es ist wirklich Lebensmitte und so fühlt sich es auch an, so mitten im Leben und auch dieses Ding ernst genommen zu sein, eine Stimme zu haben, jetzt schon langsam nicht mehr ernst genommen zu werden von den Jungen ist auch eine interessante Erfahrung. Also ne, es ist wirklich, das ist ein schönes Alter finde ich, also fühlt sich für mich total gut an. Bis jetzt wirklich meine schönsten Jahre, meine spannendsten Jahre. Weise werden, klüger werden, zwei Welten im Gespräch heißt unser Podcast. Zum Schluss meine Frage an Sie beide und jetzt eben nicht mit dem Anspruch, weise geworden zu sein, aber womöglich etwas mitgenommen zu haben aus diesem Gespräch. Ich will jetzt gar nicht so viel vorgeben. Ich neige jetzt dazu zu sagen, eine Einsicht, eine Erkenntnis. Frau Leky, wenn Sie das Studio wieder verlassen, was glauben Sie? Was wird nachhallen? Worüber werden Sie noch ein bisschen nachdenken? Also mir hat das Gespräch mit der Austausch mit Ihnen beiden gut gefallen. Ich finde es schön, dass wir uns in vielen Dingen auch so ähnliche Ansichten haben, obwohl wir in völlig anderen Lebensumständen uns befinden. Das finde ich schön. Mir hat das gerade unglaublich gut getan, so eine tiefe Verbundenheit zu spüren und da habe ich wieder gedacht, so was macht mich resilient. Also ich habe mich jetzt sehr im Element gefühlt und und sehr wohlgefühlt und auch dieses Inspirierende zu merken, okay, man kann völlig unterschiedliche Lebenswege schon beschritten sein und trotzdem so eine tiefe Verbundenheit irgendwo spüren, die ich übrigens auch in den Büchern gespürt habe, das muss ich ja auch dazu sagen, das ist für mich das Schönste, was das Leben zu bieten hat und ich glaube davon darf es gerne mehr geben. Ja, damit sind wir eigentlich wieder am Anfang, bei den zwischenmenschlichen Begegnungen und dem Austausch und dem, wie man heutzutage womöglich sagt, dem Connecten oder der Begegnung. Vielleicht das bessere Wort. Genau. Mit anderen Worten, zwei Welten im Gespräch. Heute stand unser Podcast unter der Überschrift Resilienz. Wir haben darüber gesprochen, was uns zu schaffen macht, wie man aber auch Krisen meistert und womöglich Energie schöpft. Meine Gäste waren Schwester Ursula Hertewich von der Gemeinschaft der Arenberger Dominikanerinnen und die Schriftstellerin Marianna Leky. Ganz herzlichen Dank Ihnen beiden. Danke auch. Unser Podcastteam, Redaktion und Konzeption: Paula Oster, Technik: Jan Felix Klein und Musik und Postproduktion Andi Otto. Mein Name ist Maja Ellmenreich und ich sag bis bald.

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